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Achtsamkeit im Sport

„ One Breath. One Mind“ (Ein Atemzug. Ein Geist.)


Es ist 1996 in Chicago. Michael Jordan ist nach drei Basketball-Championchips und der Ermordung seines Vaters zurück bei den Bulls. One Breath. One Mind. Es wird ihr Mantra für die kommenden drei Meisterschaften, für eine Ära.


Der Mann, der diese Worte immer und immer wieder wiederholt, ist George Mumford- ihr Meditations-Coach. Es ist die Formel, um im Moment zu bleiben. Sich völlig auf den gegenwärtigen Moment zu fokussieren, auf das Spiel, auf die Aktion und alles andere auszublenden, die Fans der Gegner, die Aggressivität des Gegenspielers, den Punktestand, der verworfene letzte Wurf, die negative Stimme im Kopf. All das zählt nicht, es zählt nur dieser Laufweg, dieser Pass, dieser Wurf.


Seine Spieler sagten, er habe sie „flow ready“ gemacht (siehe auch Blog-Beitrag über Flow: ). Sie in die „Zone“ gebracht. Jeder Sportler kennt diese Momente, alles passiert wie von alleine, man sprüht vor Fokus und Energie und lässt einfach alle seine Qualitäten in den Moment fließen. Das ist eine der Dinge, die Achtsamkeit im Sport so besonders macht. Es kultiviert die Fähigkeit im richtigen Moment in den Flow zu kommen und seine beste Leistung zu bringen, weil man sich auf das wesentliche konzentriert, seinen Fähigkeiten vertraut und es zeigt.


Wie oft verheddern wir uns im Wettkampf oder Training in Kleinigkeiten. Da ist der Schiedsrichter mit einer Fehlentscheidung und wir denken noch drei Minuten darüber nach. Wir machen einen ungeschickten Pass und ärgern uns darüber, vielleicht denken wir auch „Das ist heute nicht mein Tag“ oder im Training wollen wir zu viel, wir treiben uns unerbittlich an, obwohl der Körper klare Signale sendet, dass wir die Grenzen überschreiten.


Achtsamkeit bietet also mehr nur als dieses ikonische Gefühl des Flows. Einerseits stärkt es einfach unsere Konzentrationsfähigkeit. Das kann nie schaden. Anderseits lernen wir Gedanken und Emotionen einfach wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen, ohne das wir ins Grübeln verfallen oder uns von den Emotionen vom Spiel wegtragen lassen.


"Ich habe in meiner Karriere mehr als 9000 Schüsse verschossen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal hat man mir den entscheidenden Wurf zugetraut und ich habe ihn verfehlt. Ich habe immer und immer wieder in meinem Leben versagt. Und das ist der Grund, warum ich erfolgreich bin.“

Michael Jordan


Michael Jordan hätte sich jedes Mal für einen Loser halten oder wütend werden können, aber er hat es im Laufe seiner Karriere geschafft, diese Fehlwürfe nicht aus Grund zu sehen, sich länger als nötig zu ärgern. Er hat verstanden, dass es einfach Teil des Spiels ist und man das Risiko des Fehlwurfs in Kauf nehmen muss, daraus ableitet, was zu üben ist, um es dann mit voller Konzentration zu tun. Keine Ausreden. Kein Bedauern.


SportlerInnen werden oft in einer Konkurrenzwelt groß, Ellbogen sind wichtig, ehrgeizige Eltern stacheln an und am Ende zählt das Gewinnen. Das kann kurzfristig funktionieren, langfristig erweist es einen Bärendienst. Zu hartes Training führt zu Verletzungen. Ego-Spieler machen ein Team schwächer und Druck wirkt sich langfristig negativ auf die Leistungsfähigkeit aus. Under Druck neigen wir dazu unsere vorhersehbaren Moves zu machen, sind weniger kreativ und angespannter.


In der Achtsamkeit erlauben wir uns freundlich mit uns und unseren Teamkollegen umzugehen. Durch das erhöhte Körpergefühl können wir die Signale und Grenzen unseres Körpers besser verstehen, wir lassen unser Ego nur raus, wenn es nötig ist und sehen uns als Teil des Teams. One Breath. One Mind. One Team.


Die entspannende Wirkung auf unser Nervensystem lässt uns klügere Entscheidungen treffen, unsere Wahrnehmung ist offener und wir sind viel kreativer im Spiel. Und am aller Wichtigsten, wir kommen wieder in den Kontakt mit dem Grund warum wir es tun:

"Es liegt nicht an mir, ob ich gewinne oder verliere. Letztendlich ist das vielleicht nicht mein Tag. Und das ist diese Philosophie gegenüber dem Sport, etwas, das ich wirklich sehr lebe. Ich bin emotional. Ich will gewinnen. Ich bin hungrig. Ich bin ein Wettkämpfer. Ich habe dieses Feuer. Aber tief im Inneren genieße ich die Kunst des Wettkampfs so viel mehr als das Ergebnis." -Apolo Ohno


Ich hätte mir als Sportler früher eine Meditationspraxis gewünscht. Es hätte mich entspannter und besser gemacht. Ich kam zur Achtsamkeit erst später - nach zwei sehr schmerzhaften Jahren mit vielen Verletzungen, Hoffnungen und Rückschlägen. Ein Arzt sagte einmal zu mir: „Du wirst nie wieder richtig Sport machen.“ Jetzt 5 Jahre nach meiner ersten Verletzung kann ich schmerzfrei wieder Beachvolleyball spielen, nicht ganz so agil wie früher, aber ich genieße jede Sekunde im Sand, einfach, weil ich es wieder liebe Sport zu machen. Vielleicht bin ich voreingenommen, aber ich glaube, die Meditation hat einen enormen Anteil daran.


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