Wer kennt nicht die Situation, dass man abends auf der Coach liegt und gedankenverloren Chip um Chip von der Tüte in den Mund führt bis auf einmal die Verwunderung groß ist, dass alles ratzeputz verschlungen ist.
Oder die Momente beim Autofahren, wo man sich plötzlich wundert, wie man es hierher geschafft hat. Die letzten Minuten sind irgendwie weg, aber trotzdem hat der Körper wie von Wunderhand den Wagen gesteuert.
Hier ist der sogenannte Autopilot am Steuer. Der Teil von uns, der ohne viel Zutun, die Dinge so macht, wie er sie immer macht. Routiniert und mit wenig Energieaufwand. Das kann ziemlich praktisch sein, wenn wir zum Beispiel Fahrradfahren ohne dies jedes Mal wieder lernen zu müssen. Es ist eine Fähigkeit, eine Gewohnheit.
Leider haben wir nicht nur hilfreiche Gewohnheiten. Manche unserer Gewohnheiten sind ziemlich alt. Die spulen wir schon unser halbes Leben ab, ohne dass sie uns wirklich nützlich sind. Insbesondere wenn wir in stressige Situationen kommen, verhalten wir uns recht automatisch. Greifen vielleicht zu den erwähnten Chips, Schokolade, Bier, was auch immer da ist. Aber nicht nur in stressigen Situationen wirkt der Autopilot. Wenn wir genauer hinschauen, sehen wir ihn den Großteil der Zeit am Steuer unseres Lebens.
Und in dieser Zeit sind wir gar nicht so richtig dabei, sind mit den Gedanken hier und da, mit der Aufmerksamkeit bei den vielen Erledigungen des modernen Lebens oder bei Erinnerungen an die Arbeit, nur nicht so Recht bei der Sache. Ah ja, der Autopilot hat wieder übernommen.
Achtsamkeit bedeutet am Anfang vor allem die Kraft und den Mechanismus des Autopiloten wahrzunehmen. Das kann ganz schön ernüchtern, aber wir üben uns ja urteilsfrei zu schauen. Also urteilsfrei zu erkennen, wann der Autopilot übernimmt. Und dann vielleicht innezuhalten. Ganz bewusst. Atmen und schauen, wie sehr wir vom jetzigen Moment weggetragen worden sind. Wie wir unsere immer gleichen Verhaltensmuster abspulen.
Das hat Gründe. Besonders in stressigen oder unangenehmen Situationen erleben wir auch unangenehme Emotionen oder Stimmungen- von leichter Unruhe bis zu sehr starken Emotionen oder Körperempfindungen. Wir schalten dann ab, um dies nicht spüren zu müssen.
Es ist zu anstrengend, zu langweilig, zu warm, zu kalt...
Mit dem Üben der Achtsamkeit erlernen wir immer wieder in den Moment zu kommen und uns aus dem Modus des Autopiloten Stück für Stück zu befreien. Vielleicht ergeben sich dadurch für dich auch Möglichkeiten, ganz neu und frisch auf bisher schwierige Situationen zu reagieren. Vielleicht zeigt sich, wie stark die Macht der Gewohnheit ist. Kein Grund zu verzweifeln. Dafür sind wir ja zusammen hier. Uns immer wieder daran zu erinnern kurz bewusst im Hier und Jetzt zu sein.
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