Wer schon einmal in diesem Stadium gewesen ist, wird es so schnell nicht vergessen. Der Flow. Unter Läufern wird er „Runner’s High“ und im Sport als „in the Zone“ bezeichnet. Es hat schon Spiele entschieden und ist der Zustand, von dem wir alle träumen.
Der Begriff wurde von Prof. Czikszentmihalyi geprägt, der ihn wie folgt definiert: Flow „ ist ein mentaler Zustand in dem Menschen so in eine Aktivität involviert sind, dass nichts anderes wichtig wäre. Diese Erfahrung wird so sehr genossen, dass Menschen sie auch unter großen Kosten tun, alleine für die Tätigkeit selbst.“
Flow ist also ein Zustand in dem die Erledigung einer Tätigkeit so sehr mit der inneren Motivation des Ausführenden/der Ausführenden, dass sich die Personen praktisch selbst vergessen. Das Bewusstsein und die Handlung verschmelzen in diesem Moment. Das Zeit und Raumgefühl verändert sich und es wird als überaus positives Gefühl beschrieben.
Der Langstreckenläufer Christopher Bergland beschreibt es wie folgt:
"Ich stellte mir vor, dass der Schmerzstoß, der durch meine Fußsohlen in meinen Körper eindrang, eine Energie war, die aus dem Kern der Erde kam. Meine Füße wurden zu einer Leitung, die es meinem Körper ermöglichte, eine unendliche Energiequelle anzuzapfen, die mich vorwärts trieb, als wäre ich an einen Atomreaktor angeschlossen.“
Klingt ziemlich beeindruckend, oder?
Wie kommt man aber in diesem Zustand? Eine wichtige Voraussetzung ist die Passung von Aufgabe und Fähigkeiten. Es sollte hier ein Gleichgewicht entstehen, die Fähigkeiten sollten also grade gut genug sein, um die Aufgabe zu erledigen. Je höher die Schwierigkeit der Tätigkeit, die erreicht werden kann, umso eher ist es möglich in diesen Zustand zu kommen.
Es ist wichtig zu sagen, dass je mehr man versucht in den Flow zu gelangen, desto weniger wird es klappen. Das liegt daran, dass unser Geist gerne die Kontrolle über die Situation haben möchte, aber genau diese müssen wir in dem Moment aufgeben und darauf vertrauen, dass wir von Moment zu Moment auf die Gegebenheiten der Situation reagieren können.
Viele Sportler beschreiben, dass genau diese innere Stimme, die oft kritisch oder ängstlich ist, in diesem Moment weicht und man eher in ein Vertrauen, ein Wissen eintaucht. Dabei akzeptiert man die Gegebenheiten, wie sie sind und fließt von Moment zu Moment mit. „Man erlaubt den Dingen zu passieren,“ spricht es der Meditationslehrer (von Michale Jordan) George Mumford es aus.
Was passiert ist, dass wir ein kleines bisschen aus der Komfortzone geführt werden und es kommt zu einem Arousal, also einem flirrenden Gefühl im Körper. Für den Ungeübten fühlt es sich wie Angst an und das ist das wichtige. Dieser Moment ist entscheidend. Wenn wir dieses Gefühl akzeptieren und loslassen, statt davor zu erschrecken und versuchen die Kontrolle zurückzugewinnen, kommt der Flow.
Wer sich jetzt gefragt, warum das auf einer Seite für Achtsamkeit und Meditation steht, gut aufgepasst. Aber genau das üben wir in der Meditation. Wir versuchen mit einer akzeptierenden und offenen Haltung präsent zu sein, für das was Moment für Moment passiert. Die immer wechselnden Bedingungen von angenehmen, unangenehmen und neutralen Empfindungen erlauben wir und fühlen einfach.
„Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen sie zu surfen.“
Dieser Satz von Jon Kabat Zinn hat für mich lange keinen Sinn ergeben, aber er beschreibt genau diesen Moment. Wenn die hohe Welle kommt, können wir weglaufen (schwierig), erstarren (dann werden wir geschluckt) oder mit der Welle surfen. Meditation ist die Fähigkeit von Moment zu Moment bereit zu sein mit den eigenen Erfahrungen zu fließen. Darum kann Flow auch in jeder anderen Tätigkeit erlebt werden; auch beim Schreiben, beim Kochen, beim Essen, beim Sex, beim rasieren, Tee trinken oder im Tanz. Es geht um die Einstellung zum Erlebten:
"Es geht nicht nur darum, Flow im Sport zu haben. Es geht darum, jederzeit flowbereit zu sein. Man muss zuerst die Bedingungen schaffen, um dann in den Flow überzugehen. Es geht um die Kontinuität des Flows, die Kontinuität des Bewusstseins von Moment zu Moment."
George Mumford
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