Welches Verständnis haben wir von unserem Geist. Das einer Maschine oder eines fluiden Wesens, was durch uns schwebt und fließt. Und was ist dann noch diese Aufmerksamkeit?
Ich glaube es ist sehr wichtig zwischen Geist und Aufmerksamkeit zu unterscheiden. Die Aufmerksamkeit ist wie eine Laterne oder wie eine Lichtkugel, die in unserer Umgebung aber auch in unserem Inneren schwirrt und Dinge beleuchtet; Ein Hund, Ein Auto, ein Gedanke oder ein Gefühl. Sie kann sich also auf reale oder geistige Phänomene legen.
Was ist dann aber der Geist? Vielleicht ist er ein riesiger Raum, in dem unsere Erinnerungen lagern, Pläne, Vorstellungen, Emotionen, Gefühle liegen. Die meiste Zeit flitzt die Kugel der Aufmerksamkeit durch den Geist, ohne dass wir es merken. Der Autopilot übernimmt dabei die Führung und wir sind den Gedanken und Gefühlen, die kommen, ausgeliefert. Gedanken an den nächsten Arbeitstag, Gefühle über das letzte Meeting, unangenehme Körpergefühle. Und alles folgt in einer Kette. Von einem Gedanken springen wir zum Nächsten und zum Nächsten. Das liegt daran, dass die Erscheinungen des Geistes in einer bestimmten Anordnung vorliegen. Wird eine Ecke beleuchtet, können mehrere benachbarte Gedanken, Gefühle und Empfindungen mit im Lichtkegel liegen und aktiv werden.
Werden dieses Empfindungen negativ, dann können sich negative Ketten bilden, wenn die Aufmerksamkeit auf ihnen liegt oder wir im Autopilot von ihnen überrollt werden. Liegt die Aufmerksamkeit lange auf negativen Gedanken manifestieren sie sich. So als ob wir die Energie unseres Lichtes dazu verbrauchen diese negativen Gedanken größer werden zu lassen. Achtsamkeitstraining ist nichts anderes als das Erlernen, die Aufmerksamkeit in einer bestimmten Art und Weise zu lenken und zu fokussieren. Es ist eine wertungsfreie, neugierige und mitfühlende Art und Weise. Mit der Aufmerksamkeit können wir alle Aspekte des Geistes erkunden. Das heißt auch negative Aspekte unseres Lebens können so angeschaut werden. Und zwar ohne, dass wir ihnen erlauben Energie aus unserer Lichtkugel zu ziehen. Ganz im Gegenteil können durch den wertungsfreien aber mitfühlenden Charakter unserer Aufmerksamkeit die negativen Aspekte unseres Geistes „in neues Licht getaucht werden“ (Entschuldigt bitte!) und als das gesehen werden was sie sind.
Aber im riesigen Raum des Bewusstseins gibt es die Möglichkeit mit der Achtsamkeit auch die positiven Gedanken und Gefühle mit Energie zu versorgen. Mit jeder Neuausrichtung der Aufmerksamkeit haben wir die Chance die Energie neu zu verteilen.
Oft jedoch erlauben wir äußeren Umständen, anderen Menschen, wo unsere Aufmerksamkeit hin leuchtet. Wir werden von Ereignissen, Gesprächen, Handlungen in Gegenden unseres Geistes verstrickt, die Gefühle von früher auslösen, Gedanken an Morgen herbeiführen und uns so hineinziehen in Geschichten unseres Geistes, die nicht hilfreich sind. Oder uns mit Dingen der Außenwelt abzulenken, weil die Aufmerksamkeit auf das Handy, den Fernsehr, Alkohol, Zigaretten oder sonstiges fällt.
Um es immer wieder zu sagen. Meditation und Achtsamkeit sind nicht dazu da den Geist leer werden zu lassen. Also die Gedanken oder Gefühle aus dem Geist zu verbannen. Es gibt leere Stellen in unserem Geist, wohin wir die Aufmerksamkeit richten können, aber wir wollen den Geist nicht leer werden lassen. Der Geist ist (meistens, in Fällen schwerer psychischer oder neuronaler Erkrankungen nur bedingt) gut wie er ist. Was wir aber verändern können ist, wie wir den Lichtkegel bewegen, wohin wir den Lichtkegel bewegen.
Darum üben wir in der Meditation die Aufmerksamkeit immer wieder zum Atem zu führen. Es ist das Training im gezielten Richten von Aufmerksamkeit. Es ist die Grundlage dafür in schwierigen Momenten nicht automatisch durch benachbarte noch schlimmere Gedanken oder Erinnerungen an ähnliche Situationen in unseren üblichen Modus aus Kampf oder Flucht zu geraten oder uns in Ablenkungen verlieren. Sondern trotzdem unseren Intentionen zu folgen und somit die positiven, heilsamen und hilfreichen Gegenden unseres Geistes zum wachsen zu bringen. Um diese sehr schwierige Aufgabe der Achtsamkeitslenkung zu üben, ist es wichtig nicht zu streng oder verkrampft zu sein. Das ständige Abgleiten der Aufmerksamkeit ist Teil des Spiels. Humor Nachsicht und Geduld damit, dass uns zwar oft gesagt wurde „Konzentrier dich!“ uns aber gleichzeitig niemand gesagt hat wie das geht. Dann kann Achtsamkeit und Meditation zu einer interessanten Reise durch den Geist werden.
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